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Willkommen in Röhrenfurth

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Chronik der Feuerwehr

© Dorfgemeinschaft
Röhrenfurth

800 Jahre Röhrenfurth (1982)
Geschichte und Geschichten eines Dorfes
Aktualisierte Ausgabe

48 Jahre Freiwillige Feuerwehr Röhrenfurth

Am Sonntag, dem 11. Februar 1934, rief der damalige Bürgermeister Kilian zur Gründungsversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Röhrenfurth. Eine bis dahin bestehende Pflichtfeuerwehr sollte durch eine Freiwillige Feuerwehr abgelöst werden.
Die Versammlung fand in der Gastwirtschaft Hell am Bahnhof statt. 43 Mitglieder hatten sich freiwillig gemeldet. Als Gäste aus der Kreisstadt Melsungen waren Bezirksbrandmeister Hoffmann, Wehrführer Stange und Kassenwart Heil von der Freiwilligen Feuerwehr Melsungen erschienen.
Nachdem der kommissarische Wehrführer Bernhardt die vom Ministerium erlassene Mustersatzung verlesen hatte -welche einstimmig angenommen wurden-, übernahm Bezirksbrandmeister Hoffmann die weitere Leitung der Versammlung.
Es erfolgte die Wahl des Wehrführers und des Führerrates durch die anwesenden Mitglieder.
Einstimmig wurden gewählt:
Bäckermeister Wilhelm Bernhardt zum Wehrführer
Bauer Justus Nödel zum Stellvertreter
Bauernsohn Friedrich Nadler zum Schriftwart*
Bauernsohn Konrad Bettenhausen zum Geräte- und Zeugwart.
Anschließend wurden folgende Einheiten aufgestellt:
1 Steigerzug unter Führung von Steinarbeiter Otto Schneider mit 8 Mann
1 Spritzenzug unter Führung von Bauer Valentin Nadler mit 16 Mann 1 Hydrantenzug unter Führung von Bauer Karl Nödel mit 9 Mann. Hinzu traten noch 2 Hornisten.

Abgesehen von den Uniformbeschaffungen mußte man sich vorerst mit dem von der Pflichtfeuerwehr übernommenen Gerät zufriedenstellen. Erst 1938 konnten mit Unterstützung aus der Brandschutzsteuer die jetzt noch einsatzfähige Motorspritze TSA 8, Typ Ziegler, und 200 m B-Schlauchmarterial angeschafft werden. Mehrere 1. und 2. Preise, bei verschiedenen Leistungswettbewerben errungen, gaben Zeugnis vom hohen Grad der Ausbildung und Einsatzbereitschaft. Dann aber zogen die Gewitterwolken des 2. Weltkrieges herauf.
Da die meisten Aktiven zu den Waffen gerufen wurden, sah sich Wehrführer Bernhardt veranlaßt, andere Kräfte, auch Jugendliche, für den Dienst heranzuholen. Mehrmals begegneten wir zu dieser Zeit unserer Wehr nach Bombenangriffen in Kassel. Im Dorf selbst aber konnte sie 1944 eine nicht absehbare Brandkatastrophe gerade noch verhindern, als feindliche Flieger die Scheunen der Bauern Ackermann und Moog mit Bordwaffen in Brand geschossen hatten. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges, dem die Kameraden Konrad Möller, Wilhelm Möller, Justus Möller, Konrad Fehr, Hans Martin zum Opfer gefallen waren, schien zunächst auch das Schicksal der Freiwilligen Feuerwehr Röhrenfurth besiegelt. Doch es schien nur so. Denn bereits 1946 gelang es unter Bürgermeister Ebert, die Wehr neu aufzustellen. Zum Ortsbrandmeister wurde Heinrich Schneider gewählt, da sein Vorgänger aus Arbeits- und Gesundheitsgründen nicht mehr kandidierte. Und weil es gerade die Jugend war, die in hellen Scharen herbeiströmte, konnten die alten Mitglieder und Gründer zu Ehrenmitgliedern ernannt werden. Dank weitmöglichster Unterstützung seitens der politischen Gemeinde kam die Wehr wie einst wieder zu einem guten Ausbildungsstand. Bei Leistungswettbewerben redete man wieder ein Wort mit, viele 1. und 2. Plazierungen zeugen davon. Seit dem Jahre 1956 steht die Wehr unter Leitung von Ortsbrandmeister und Wehrführer Konrad Hofmann und hat sich zu einer der schlagkräftigsten und einsatzfreudigsten Wehren im Altkreis Melsungen entwickelt.
* Dank diesem Manne, dem wir alle diese Namen und Daten verdanken. Von ihm wurde ein - in der damaligen Zeit aktuellen Sütterlinschrift - peinlich genaues und korrektes Sitzungsprotokoll verfaßt.

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Im Mai 1972 wurde ein neues Feuerwehrgerätehaus eingeweiht, an dessen Erstellung die Mitglieder der Wehr viele freiwillige Arbeitsstunden mitschafften. Die Wehr besitzt 2 auf dem neuesten Stand der Technik stehende Feuerlöschfahrzeuge mit Funkausrüstung, laufend gewartet und einsatzbereit. Seit dem Jahre 1973 besteht eine Partnerschaft mit der Feuerwehr Berlin-Staken, die im Mai 1977 von unserer Wehr besucht wurde. Seit 9 Jahren, gegründet 1973, besteht innerhalb unserer Wehr eine sich durch Eifer und Einsatzfreudigkeit auszeichnende Jugendfeuerwehr. Davon zeugen Dutzende im Versammlungsraum des Gerätehauses hängende Urkunden über errungene 1. und weitere gute Plätze bei Leistungswettbewerben.
Durch laufend stattfindende Alarm-, Tages- und Nachtübungen, Lehrgangsbesuche der Mitglieder und Schulungen wurden und werden alle aktiven Feuerwehrmänner auf einem dem neuesten Stand der Technik des Feuerlöschwesens entsprechenden Leistungsniveau gehalten.
Dieser gute Ausbildungsstand zeigte sich bei ungezählten ernsten Einsätzen, zu der die Wehr inner- und außerorts immer wieder gerufen wurde. Brände an Wohngebäuden, landwirtschaftlichen Anwesen, Fabriken, Feldscheunen, Wald- und Feldbrände wurden von der Wehr schnell und erfolgreich bekämpft.
Auch bei Hochwasser, Unwetter und sonstigen Unfällen waren die Männer der Röhrenfurther Freiwilligen Feuerwehr stets zur Stelle. Seit dem Jahre 1981 besteht eine bessere Alarmierungsmöglichkeit durch Anschluß an die Sirenenfunksteuerung des Feuerwehrstützpunktes Melsungen.
Die Freiwillige Feuerwehr Röhrenfurth kann heute stolz auf eine stark angestiegene Mitgliederzahl von 88 aktiven Feuerwehrmännern 36 fördernden Mitgliedern, 11 Ehrenmitgliedern, 23 Mitgliedern der Jugendfeuerwehr blicken.
Der zur Zeit im Amt befindliche Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: Wehrführer und Vereinsvorsitzender: Konrad Hofmann Stellvertretender Wehrführer und Vereinsvorsitzender: Jakob Kilian Rechnungsführer und Kassenwart: Christian Nadler Schriftführer: Heinz Paul 1. Maschinist: Heinrich Heinemann Jugendfeuerwehrwart: Heinrich Wiederecht
Daß auch die kameradschaftliche Verbundenheit nicht zu kurz kommt, dafür sorgen ein ausgesuchtes Gremium von Vorstandsmitgliedern und ein breitgefächerter Festausschuß.
Der jährlich stattfindende Kameradschaftsabend, viele öffentliche und interne Veranstaltungen, wie Rosenmontagsball, Tanz in den Mai, Busfahrten und Sommerfeste, auch in kleineren Gruppen sich zusammenfindende Interessengemeinschaften tragen zur Festigung der Zusammengehörigkeit bei. Möge auch weiterhin der heilige Florian — Schutzpatron aller Feuerwehrmänner - seine Hand schützend über unsere Wehr halten und uns weiterhin gute Aufwärtsentwicklung und schlagfähige Einsatzbereitschaft - zum Nutzen und Wohle all unserer Mitbürger - gewähren.

Heinz Paul

 

Feuerschutz früher

Der Feuerschutz war schon sehr früh in den "Fewer-Ordnungen" der hessischen Landgrafen geregelt. So lesen wir in der "Fewer-Ordnung" des Landgrafen Wilhelm aus dem Jahre 1567, daß bei Ausbruch eines Feuers mit den Glocken "Sturm" geläutet werden mußte, und "alle Zimmerleute, Decker, Wagener, Schreiner, Buddecker, Steinmetzen, Meurer, Bader, und alle die jenigen, so sich von wegen ihres Handwercks mit Exten und Beylen zu behelfen wissen, auch alle Handwercks Gesellen, Tagelöhner, Dienstknechte und Mägte, sollen das Fewer treulich helfen zu leschen, und das jenige ausrichten, darumb sie von den Befehlshabern angesprochen werden." Jeder "gemeine Handwerksmann" mußte "zween ledern Eymer in seinem Hause zur Hand haben", und weiter: "Niemand soll in Fewersnöthen daheime bleiben, sondern erscheinen, dahin er bescheiden ist, bey Vermeydünge ungnädiger Sraffe". Besonderer Wert wurde darauf gelegt, daß nachts keine "Flachsarbeit außer Spinnen" verrichtet und der Flachsboden nicht mit"Lichtern" betreten wurde. Sogar "Haussuchung" war während der Flachszeit angeordnet worden. Ein Zeichen dafür, daß dem Flachsanbau in unserer Gegend besondere Bedeutung beigemessen worden ist. Bei Feuersnot mußte jeder erscheinen, d. h. der Feuerschutz war Pflicht eines jeden Bürgers. So handhabte man es auch in Röhrenfurth bis zum Jahre 1934, als die Freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen wurde. Wer bei angesetzten Übungen unentschuldigt fehlte, erhielt eine Polizeistrafe (um 1900 bei uns 2 Mark). Die ledernen Feuereimer lagen noch lange Zeit auf dem Kirchenboden.
Als dann die ersten handbetriebenen, auf Wagen montierten Feuerspritzen aufkamen, mußten sogenannte "Spritzen-Verbände" gegründet werden. Mehrere Orte wurden zu einem Verband zusammengeschlossen und erhielten ein solches „modernes" Gerät. Bei uns waren dies im Jahre 1849 die Dörfer Körle, Röhrenfurth, Empfershausen, Schwarzenberg, Kirchhof, Kehrenbach und Adelshausen. Wenn die in Körle stationierte Spritze bei einem Brande in Kehrenbach benötigt wurde, kann man sich leicht ausmalen, wann sie dort zum Löschen ankam. So beantragten dann auch die Bürgermeister der genannten Orte beim „königlichen Landrathamte zu Melsungen" im Februar 1861, den Gemeinden Kirchhof, Kehrenbach und Adelshausen einen eigenen Feuerspritzenverband zu genehmigen, was dann auch geschah.
Zur Anschaffung der in Körle stationierten Feuerspritze hatte Kirchhof 21 Thaler, 18 Silbergroschen und 4 Heller, Adelshausen 19 Thaler, 8 Silbergroschen und Kehrenbach 14 Thaler, 7 Silbergroschen und 11 Heller beigetragen. Aus Gründen des Feuerschutzes wurden in der Mitte des vorigen Jahrhunderts auch die Eigentümer der noch mit Stroh gedeckten Häuser, Stallungen und Scheunen aufgefordert, diese Gebäude mit Ziegeln neu einzudecken. Zu dieser Maßnahme gab die Renterei Melsungen, der auch die „Brandkasse" angeschlossen war, einen entsprechenden Zuschuß.
Zum Glück für unser Dorf rief die Sturmglocke und später der Hornist die Bewohner nicht oft zur Bekämpfung eines Brandes zusammen. In den hundert Jahren von 1850 bis 1950 keine zehnmal. Möge es auch in Zukunft so bleiben.
 

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